Farben und Pulver - Ein Ratgeber


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Farben und Pulver - Ein Ratgeber

Farben und Pulver in der Pulverbeschichtung: Ein umfassender Leitfaden

In der Pulverbeschichtung sind Farben und Pulver weit mehr als nur dekorative Elemente. Sie sind das Herzstück des Verfahrens und entscheiden maßgeblich über die Haltbarkeit, Funktionalität und Ästhetik der fertigen Oberfläche. Die Auswahl des richtigen Pulvers ist eine komplexe Entscheidung, die von den spezifischen Anforderungen des Werkstücks und seiner späteren Einsatzumgebung abhängt. Dieser Blog-Beitrag gibt einen detaillierten Einblick in die Welt der Beschichtungspulver, beleuchtet ihre unterschiedlichen Arten, Eigenschaften und gibt einen Überblick über führende Hersteller und deren Verarbeitung.

Welche Arten von Pulvern gibt es?

Die wichtigsten Pulverarten in der Pulverbeschichtung basieren auf unterschiedlichen Kunstharzen, die jeweils einzigartige Eigenschaften aufweisen.

1. Epoxidharz-Pulver (EP)

Eigenschaften: Epoxidpulver bieten einen hervorragenden Korrosionsschutz, eine sehr hohe chemische Beständigkeit und sind extrem schlagfest. Sie haften sehr gut auf metallischen Oberflächen.

Einsatzgebiet: Sie sind ideal für den Innenbereich, da sie nicht UV-stabil sind und bei direkter Sonneneinstrahlung zum Auskreiden (Verlust von Farbe und Glanz) neigen. Typische Anwendungen sind Maschinenteile, Regale oder Elektroschränke.

2. Polyesterharz-Pulver (PE)

Eigenschaften: Der größte Vorteil von Polyesterpulvern ist ihre hervorragende Witterungs- und UV-Beständigkeit. Sie behalten ihren Farbton und Glanz über lange Zeit, selbst bei starker Sonneneinstrahlung.

Einsatzgebiet: Sie sind die erste Wahl für den Außenbereich. Fensterrahmen, Gartenmöbel, Fassadenelemente und Zäune werden fast ausschließlich mit Polyesterpulver beschichtet.

3. Epoxid-Polyester-Pulver (Hybrid-Pulver)

Eigenschaften: Diese Pulver vereinen die mechanische Härte und chemische Beständigkeit von Epoxidharzen mit der guten UV-Stabilität von Polyester. Sie sind wirtschaftlich und bieten ein ausgewogenes Eigenschaftsprofil.

Einsatzgebiet: Ideal für den Innenbereich, wo das Risiko einer gewissen UV-Belastung besteht und eine hohe mechanische Beständigkeit gefordert ist, wie beispielsweise bei Büromöbeln oder Haushaltsgeräten.

4. Polyurethan-Pulver (PUR)

Eigenschaften: PUR-Pulver bieten eine sehr hohe Oberflächenhärte, eine exzellente Witterungsbeständigkeit und sind resistent gegen Vergilben. Sie sind oft die Wahl für Anwendungen, die eine besondere Ästhetik und Haptik erfordern.

Einsatzgebiet: Sie werden für anspruchsvolle Außenanwendungen eingesetzt, bei denen eine überdurchschnittliche Kratzfestigkeit und chemische Beständigkeit gefordert sind, zum Beispiel in der Automobilindustrie.

Welche Hersteller von Pulver und Farben gibt es in Deutschland?

Der deutsche Markt für Pulverlacke ist geprägt von internationalen und nationalen Spezialisten, die sich durch Innovation, Qualität und Service unterscheiden. Die Wahl des richtigen Herstellers hängt oft von den spezifischen Anforderungen ab.

AkzoNobel Powder Coatings: Als einer der weltweit größten Hersteller von Pulverlacken bietet AkzoNobel eine enorme Bandbreite an Farben und Spezialeffekten (z.B. die Interpon-Reihe). Das Unternehmen ist bekannt für seine Forschung und Entwicklung im Bereich Nachhaltigkeit und Performance.

Jotun Powder Coatings: Mit einem breiten Portfolio an Industriepulvern hat sich Jotun als zuverlässiger Anbieter etabliert. Sie sind besonders stark in den Bereichen Architektur und Korrosionsschutz.

Tiger Coatings: Ein innovativer Hersteller, der sich auf Spezialeffekte, Texturen und Pulverlacksysteme für High-Tech-Anwendungen konzentriert. Tiger ist bekannt für seine hochwertigen Produkte für die Automobil- und Möbelindustrie.

Oskar Nolte GmbH: Ein mittelständisches Unternehmen mit Fokus auf kundenspezifische Lösungen und technische Pulverlacke für eine Vielzahl von Industrien.

Spezialisierte Zulieferer: Daneben gibt es zahlreiche kleinere, hochspezialisierte Anbieter, die sich auf Nischenprodukte oder bestimmte Pulverarten konzentrieren.

Unterschiede: Die Hauptunterschiede liegen in der Qualität der Harze, der Pigmentierung, der Verfügbarkeit von Farbtönen und Spezialeffekten sowie im technischen Support und den Zertifizierungen (z. B. Qualicoat für die Architektur).

Wie werden die Pulver verarbeitet?

Die Verarbeitung der Pulver erfolgt in einem mehrstufigen Prozess:

Vorbereitung des Pulvers: Das Pulver wird in einem Behälter (meist einem Fluidbett) aufbereitet, um sicherzustellen, dass es frei von Verklumpungen ist und eine gleichmäßige Dichte für den Auftrag hat.

Auftrag: Mittels einer elektrostatischen Pistole wird das Pulver auf das geerdete Werkstück gesprüht. Die elektrostatische Anziehungskraft sorgt dafür, dass das Pulver gleichmäßig und effizient die gesamte Oberfläche bedeckt.

Einbrennen: Das beschichtete Werkstück wird in einem Ofen erhitzt, wo das Pulver schmilzt, verläuft und sich zu einer harten, geschlossenen Schicht vernetzt (Polymerisation).

Pulverbeschichtung Umweltschutz

Wie werden die Reste umweltfreundlich entsorgt?

Ein großer Vorteil der Pulverbeschichtung gegenüber der Nasslackierung ist ihre Umweltfreundlichkeit.

Wiederverwertung: In modernen Sprühkabinen wird überschüssiges Pulver abgesaugt und in einem Kreislaufsystem gesammelt. Dieses Pulver kann mit frischem Pulver vermischt und wiederverwendet werden.

Entsorgung: Nicht mehr verwendbares Pulver, das beispielsweise durch Farbwechsel kontaminiert ist, wird als ungefährlicher Abfall entsorgt. Da das Pulver keine Lösungsmittel enthält, ist die Entsorgung im Vergleich zu flüssigen Lackresten deutlich unkomplizierter und umweltfreundlicher. Es wird in der Regel in speziellen Deponien gelagert oder thermisch verwertet.